JFG Nordspessart / Bayern 06 e. V.
Quelle -
Zeitungsbericht aus dem Lohrer Echo vom 20.08.2009 über unseren neuen
U17-Trainer Rainer Scholz
Das Foto wurde uns von Klaus Werthmann zur Verfügung gestellt.
"Ich
hoffe, es laufen weniger weg"
Rainer Scholz I

Der neue Jugendkoordinator der
JFG Nordspessart setzt sich für eine wohnortnahe Ausbildung ein
Fußball Jugendkoordinator
und B-Jugendtrainer bei der JFG Nordspessart ist seit Beginn der neuen
Saison der Ex-Bundesliga-Profi Rainer Scholz. Den Kontakt zu dem 54-jährigen
Fußballlehrer knüpfte der Partensteiner Ex-Torwart Thomas Breitenbach, der
vor 20 Jahren von Scholz im hessischen Bernbach trainiert wurde. Mit dem
neuen Mann bei der JFG sprach unser Mitarbeiter Klaus Werthmann.
Sie haben in den 80-er Jahren in der Bundesliga unter Klaus Schlappner
trainiert. Was haben Sie von der Mannheimer Trainerlegende übernommen?
Schlappner war zu dieser Zeit in Sachen Training vielen anderen seiner
Kollegen voraus. Er hatte keine Schleifermentalität, sondern legte viel Wert
auf Taktik, Disziplin und Ordnung. Als Trainer bin ich der Überzeugung, dass
man sich durch eine gute Technik viel Laufarbeit ersparen kann.
Wie würden Sie sich als Trainer charakterisieren?
Im Training bin ich sehr konsequent. Die Zeit ist einfach zu schade, um
verplempert zu werden.
So genannte "Schleifer" lassen ihre Spieler viele Runden drehen, um
Kondition zu bolzen. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Ich übe nur die Dinge, die man auch im Spiel braucht. Die Kondition
trainiere ich ausschließlich mit dem Ball, da gibt es genug Übungen. Aber
auch Liegestützen lasse ich üben. Als Spieler braucht man nämlich einen
starken Oberkörper, um sich behaupten zu können.
Als Ex-Profi und Fußballlehrer haben Sie sicher auch in Sachen
sportgerechter Ernährung und Erholungsmaßnahmen viel gelernt. Wollen Sie
auch in diesem Bereich auf ihre Spieler einwirken?
Ich möchte die Jungs nicht mit irgendwelchen Dingen bombardieren. Außerdem
finde ich, dass es zu früh wäre, 14-Jährige mit dieser Thematik zu
konfrontieren. Warum soll ein Junge nicht auch einmal Pommes Frites essen?
Wie schaut ihre Arbeit in der nächsten Zeit aus?
Ich verschaffe mir bei allen Mannschaften einen Überblick und schätze den
Leistungsstand ein. Dann bespreche ich mich mit den jeweiligen Trainern.
Wichtig ist festzustellen, wo die Jungs überfordert und wo sie unterfordert
sind. Generell möchte ich für eine bessere fußballerische Ausbildung sorgen.
Welches Verbesserungspotenzial haben Sie schon entdeckt, und wie lange
werden Sie benötigen, um nachhaltige Fortschritte zu erzielen?
Aufgefallen ist mir, dass sich die Spieler in Sachen Taktik zum Teil
ungeschickt verhalten. Dass liegt aber nicht am Können, sondern am Kennen.
Mein Konzept ist auf einen Zeitraum von mindestens drei bis vier Jahren
angelegt.
Was versprechen Sie sich davon?
Ich hoffe, dass nicht mehr so viele Jugendlichen aus der Umgebung nach
Frankfurt, Aschaffenburg, Würzburg oder Schweinfurt weglaufen, um dort eine
gute fußballerische Ausbildung zu bekommen. Sie sollen wissen, dass es dies
jetzt auch zu Hause gibt. Außerdem bin ich der Überzeugung, dass es
längerfristig wieder mehrere höherklassige Vereine in der Umgebung geben
wird, wenn unser Konzept gegriffen hat.
Was sind die größten Tugenden eines
Profifußballers?
Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Wann immer einer zu meiner Aktivenzeit
unpünktlich war, ist es sehr teuer geworden.
Er legte auch die Superstars der
Bayern an die Kette
Rainer Scholz II
Der Ex-Profi steht für die
besten Bundesliga-Jahre des SV Waldhof - "Das Wichtigste ist Respekt"
Fußball "Tor
in Mannheim", dröhnte es am 8. November 1986 gegen 16.55 Uhr durch den
Äther. Es war die Zeit, als die Männer auf den Fußballbildchen noch
Schnurrbärte hatten und Namen wie Dickgießer, Olaidotter, Schlindwein oder
Scholz trugen. Die Zeit, als die ruhmreichen Bayern in brasilianischen
Trikots antreten mussten, um den Betzenberg in Kaiserslautern zu stürmen. Es
war aber auch die Zeit, als die meisten Menschen nur drei Fernsehprogramme
hatten - und der Samstagnachmittag dem Radio gehörte.
Kleine und große Jungs fieberten
an den Geräten mit. Sie lauschten den Kommentaren der Reporter und stellten
sie sich die Zweikämpfe der Spieler und Flugbahnen des Balles vor. Wie mag
die Kugel geflogen sein, als an diesem Novembertag ein gewisser Rainer
Scholz den SV Waldhof Mannheim mit 3:1 in Führung gegen die Bayern gebracht
hatte. Für die Fans der Münchner war es keine schöne Vorstellung. Nur noch
20 Minuten zu spielen - die Messe war gelesen.
Doch drei Minuten später kam Dieter Hoeneß. Der Mann, der 1982 im
DFB-Pokal-Finale mit blutender Kopfwunde den 1. FC Nürnberg fast im
Alleingang zur Strecke gebracht hatte, schoss den Anschlusstreffer. Und in
der ersten Minute der Nachspielzeit schaffte Andreas Brehme den Ausgleich.
3:3 - die Bayern jubelten. Was machten aber Klaus Schlappners Waldhof-Buben?
"Wir waren überhaupt nicht enttäuscht", erinnert sich Rainer Scholz. Im
rot-weißen T-Shirt der JFG Nordspessart steht der 54-Jährige am
Partensteiner Sportplatz und sagt: "Damals war es Standard und normal für
uns, gegen Bayern zu verlieren. Oft gab es eine Packung, manchmal sind wir
kaum an den Ball gekommen."
Dabei ist der Defensivmann selbst ein Bayer gewesen. Als Schüler spielte er
bei den Roten. Doch als er seine Ausbildung zum Flugzeugelektroniker begann,
kriegte er Lehre und die Bayern nicht mehr unter einen Hut. Er verließ die
Säbener Straße - und kam 1983 nach Mannheim. Dort sagte er nach eigener
Aussage seinem neuen Trainer, Klaus Schlappner: "Lass mich gegen die Besten
spielen."
Und Scholz spielte gegen die Besten. Karl-Heinz Rummenigge, Felix Magath
oder Lothar Matthäus, sie alle hatte er zum Gegner. Und sah recht gut gegen
die Stars aus. Präsent ist ihm das erste Duell mit Rummenigge: "Wir spielten
0:0, und er hatte nur eine Torchance gehabt." Nur einen kriegte er nie in
den Griff: Sören Lerby. Der Däne im Bayerntrikot schirmte den Ball so
geschickt ab, "da kam man einfach nicht dran".
Es war eine andere Zeit, in der Scholz in der deutschen Eliteliga gekickt
hatte. Eine Zeit, in der Manndecker den Gegner attackierten und zu Fehlern
zwangen. Schoss der aber ein Tor, wusste man sofort: "Ich habe schuld." Nun
gehört die Viererkette zum taktischen Standardrepertoire der Kicker. Und
Scholz sagt: "Es spielen vier Leute auf einer Linie und jeder kann die
Verantwortung weitergeben. Jeder kann sagen: Ich bin nicht schuld."
Seinen Jungs bei der JFG Nordspessart will der Ex-Profi ein "ball- und
gegnerorientiertes Spiel" beibringen. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit hat
er den Youngstern vermittelt: "Das Wichtigste im Fußball ist Respekt. Vor
den Mitspielern, den Gegenspielern und dem Schiedsrichter." Kein Verständnis
hat er für Schwalbenkönige, die im Strafraum Elfmeter schinden wollen: "Das
ist Betrug. Das ist so ähnlich, als würde man 3000 Euro klauen."
Wie einst auf dem Platz, holt Scholz auch beim Training alles aus sich
heraus. Er gibt seinen Schützlingen laute Anweisungen, korrigiert sie, zeigt
ihnen die richtige Schusstechnik, die richtigen Pässe und macht beim
Trainingsspielchen selbst mit. Dabei trägt er "die besten Fußballschuhe",
die es seiner Meinung nach jemals gegeben hat. Ein Modell in schlichtem
schwarzweiß aus Känguruleder mit Nockensohle, das anlässlich der Fußball-WM
1982 in Spanien unter dem Namen "Copa Mundial" auf den Markt gekommen ist.
Die Scholzschen Schuhe sind 17 Jahre alt und haben, im Gegensatz zu seiner
aktiven Zeit, schwarze Schnürsenkel, was eigentlich nichts Besonderes ist.
Doch zum Verständnis der Person Rainer Scholz ist dieses Detail wichtig.
Lange bevor der Ungar Lajos Detari die heute obligatorischen, bunten
Kickstiefel in der Bundesliga eingeführt hatte (1988), gab der Defensivmann
seinen Tretern eine individuelle Note, indem er rote Schnürsenkel
verwendete. Und wann immer er verlor, tauschte er sie gegen neue aus. Am 8.
November 1986 musste er keine Zusatzschicht einlegen. Das 3:3 gegen die
Bayern war fast wie ein Sieg. (Klaus Werthmann)
Die Fußball-Stationen von Rainer
Scholz
Fußball
Rainer Scholz wurde am 3. September 1954 in Grunertshofen bei
Fürstenfeldbruck geboren. Als Schüler spielte er beim FC Bayern München und
SC Fürstenfeldbruck. Nach der Lehre ging Scholz vier Jahre zur Bundeswehr,
dann holten ihn die Würzburger Kickers in die 2. Bundesliga Süd, wo er eine
Saison (1977/78) in der Defensive fungierte. Nach fünf Spielzeiten bei
Hannover 96 landete der Defensivmann beim SV Waldhof Mannheim, für den er ab
1983 in fünf Jahren 99 Spiele im Fußball-Oberhaus bestritt und drei Tore
schoss. Es folgten noch fünf Spielzeiten beim SV Darmstadt 98. Dort wurde
Rainer Scholz nach seiner Karriere als Spieler auch Cheftrainer und
arbeitete unter anderem die Struktur der Jugendabteilung aus. Bevor er sich
privat umorientierte, betrieb der Fußballlehrer zudem eine eigene
Fußballschule. Seit knapp einem Jahr lebt Scholz in Lohr. Seit Juli
trainiert er die B-Jugend der JFG Nordspessart, deren Jugendkoordinator er
ebenfalls ist.